Wie macht sie das bloß?

 

Das ist die Kernfrage in all den verschiedenen Begegnungen rund um meine Arbeit. Oftmals frage ich mich das ehrlich gesagt selbst: Wie mache ich das, warum mache ich das – denn der Aufwand ist doch ziemlich hoch.

 

Doch dann, wenn all das Notenmaterial eingerichtet ist, wenn die Noten ausgedruckt vor mir auf dem Pult stehen und die Musik einfach klingt, wie sie klingen soll, dann gibt es für mich kein Wieso, Wie oder Warum. Musik ist mein Himmelsgeschenk. Um wieder auf die Erde zurückzukommen: hier ein paar Details, die es braucht, um dies alles zu schaffen.

 

Als blinde Künstlerin bin ich auf etliche Hilfen angewiesen. Ein großer Segen ist hier die elektronische Kommunikation, Computerverarbeitung, die es mir ermöglicht, sehr effektiv Noten aller Art in die Brailleschrift zu übertragen, mit der ich arbeite. Die Braillenotenschrift ist wie ein codiertes Programm, das die grafische Darstellung der Noten in tastbare Information umwandelt. Nach wie vor entwickle ich diese Schrift weiter, finde immer noch effizientere Verwendung, gerade in der Alten Musik. Dies kommt mir besonders im Ensemble sehr zugute. Man muß schnell sein, sofort am richtigen Takt, die Zeilen müssen übersichtlich bleiben usw.

 

Auch als Blinde zu reisen ist nicht immer leicht, jedoch mitunter sehr erlebnisreich und manchmal abenteuerlich, und meine Erfahrungen diesbezüglich sind vielfältig. In den vielen Jahren meiner Arbeit habe ich einige sehr außergewöhnliche und wunderbare Menschen kennengelernt, die eine oder andere Freundschaft geschlossen.

 

Und nun noch eine weitere, zentrale Frage:
Wie machen Sie das, Sie sehen doch den Dirigenten nicht?

 

Ich spüre ihn. Ich stelle mich ein, suche eine Verbindung, über Atem und Körperbewegung. Die Musik ist die Brücke. Oft fühle ich mich, als hätte ich Augen überall, die schauen, nur die beiden in meinem Kopf, die schauen nicht.

 

Vielleicht muß man nicht alles verstehen, das Wichtigste ist:
es funktioniert!